Fertigungswirtschaft

Natürlich weiß jeder von uns, was Fertigung ist. Man könnte als Synonym auch den Begriff „Produktion“ verwenden. So kann es durchaus auch passieren, dass der Begriff der Fertigungswirtschaft durch „Produktionswirtschaft“ ausgetauscht wird. Was aber ist denn die Fertigungswirtschaft bzw. was genau steckt dahinter?

Die Fertigung

Sie wird definiert als Kombination oder Transformation von Einsatzgüter. Als Zweck wird die Erstellung von Ausbringungsgütern genannt. Es ist zu verstehen, dass sowohl Ausbringungs- als auch Einsatzgüter Sachgüter, als materielle Güter sein können, aber auch immaterielle Güter. Bei den immateriallen Gütern handelt es sich um Dienstleistungen, Informationen, und ähnlichem.

Neben der regulären Produktion bzw. der Erstellung der Dienstleistung musste festgestellt werden, dass auch immer öfter eine beratende Tätigkeit in die Produktion bzw. den Vertrieb einfließen. Ebenso gehören zu vielen Produkten, zu vielen Dienstleistungen in der heutigen Zeit auch Garantien, Reparaturen oder ganze Systemlösungen und bedarfsbedingte Uptdates oder Problembehebungen. Natürlich trifft dies nicht auf alle Branche zu. Doch gibt es mittlerweile Produkte, die ohne diese Serviceleistungen, die im Abnahmevertrag festgehalten werden, überhaupt nicht mehr absetzbar wären.

Die Fertigungsphasen

Man sollte meinen, dass die Fertigungsphasen für industriell gefertigte Güter gleich wären. Dem ist aber nicht. Vielmehr kommt es auf das Gut an, welche Phasen der Fertigung es durchlaufen muss.

  • Realtgüterphase: Sie bestehet aus der Beschaffung, der Einsatzlagerung, der Fertigung, der Absatzlagerung und dem Absatz. Die Fertigung teilt sich hier noch in die Bereiche Produktion, Herstellung und Lagerung auf.
  • Nominalgüterphase: Hierbei steht am Anfang die Geldbeschaffung (Kreditaufnahme), Kassenhaltung und Geldbereitstellung, also die Kredit Gewährung.

Worauf kommt es beim Durchführen einer erfolgreichen Produktion an?

Natürlich ist zunächst wichtig, dass eine korrekte Grundlage, in diesem Fall der Produktionsvertrag zwischen Hersteller und Abnehmer, korrekt aufgesetzt wird. Denn dieser gibt vor, welche Güter oder Rohstoffe im Vorwege zu beschaffen sind, um die vorgegebenen Stückzahlen des bestellten Produktes herstellen zu können. Bei Bedarf ist eine Einsatzlagerung notwendig. Für den entsprechenden Lagerraum ist zu sorgen. Je nach Auslieferungsterminen und Kapazitätenauslastung der Fertigung ist auch eine Absatzlagerung einzuplanen.

Es folgt die terminliche Aufstellung, damit der Auslieferungstermin, auch wenn Teillieferungen vereinbart wurden. Wird die Auslieferung mit unternehmenseigenen Fahrzeugen durchgeführt, sind diese Touren rechtzeitig einzuplanen bzw. die Fahrzeuge entsprechend zu blocken, damit keine anderen Auslieferungen diesem im Wege stehen. Sollten externe Fahrzeuge benötigt werden, ist ein geeigneter Spediteur rechtzeitig zu beauftragen. Im Normalfall können die exakten Daten kurzfristig vor der Auslieferung aufgegeben werden. Hier kommt ein Transportvertrag zum Tragen.

Die richtige Berechnung der Einsatzgüter

An diesem Punkt kommen die Rechnungsprogramme der Fertigung ins Spiel. Mit ihrer Unterstützung ist es heute kinderleicht, die korrekten Mengen benötigten Materials zu berechnen. Nichts ist schlimmer als eine stockende Produktion und die in Folge geplatzten Liefertermine. Handelt es sich um leicht erhältliche Rohstoffe oder Ausgangsprodukte, kann es von Vorteil sein, wenn während der gesamten Produktionsphase die Rohstoffe in mittelgroßen Lieferungen direkt in die Produktion geliefert werden. So wird der Zwischenschritt der Einsatzlagerung vermieden. Sollte der Produktionsvorgang optimiert sein, ist es, je nach Vereinbarung sogar im Bereich des Möglichen, dass die Absatzlagerung ebenfalls vermieden werden kann bzw. die Lagerzeiten für fertige Guten sehr herabsetzt ist.

Denn vermiedene Lagerkosten sind immer gute Lagerkosten.

Die richtige Anzahl der Einsatzkräfte

Für jeden Auftrag stehen dem Unternehmen eine konkrete Anzahl Mitarbeiter bzw. ihre Arbeitskraft zur Verfügung. Wird ein Fertigungsvertrag geschlossen, ist diese von den Führungskräften zu berechnen, damit in der vorgegebenen Zeit auch die optimierte Produktzahl gefertigten werden kann. Selbstverständlich variiert diese je nach Produkt und je nach eingesetzter Arbeitskräfte. Diese verfügen über unterschiedliche Leistungsprofile, sodass nicht jede Schicht die gleiche Produktionsanzahl zu tage bringen kann. Dennoch ist selbstverständlich für eine gleichbleibende Qualität zu sorgen. Gegebenenfalls geschieht dies durch eine  so genannte Qualitätsprüfung, die sich am Ende des Fertigungsprozesses befindet. Stichprobenweise werden die meisten Produkte überprüft. In verschiedenen Branchen kann es unumgänglich sein, dass jedes einzelne Produkt auf seine Fertigungsqualität und Funktionalität überprüft wird. Hierzu gehören unter anderem Fertigungsprozesse für die Luftfahrt, für den medizinischen Bereich.

Notwendige Maschinerie

Sicherlich sollte man davon ausgehen, dass die notwendigen Maschinen vorhanden sind, wenn man einen Fertigungsauftrag annimmt. Doch kann es vorkommen, dass aufgrund eines sehr großen Auftrages oder einer allgemeinen Umorientierung des Unternehmens die Anschaffung neuer Gerätschaften notwendig wird. Ob dies in die Kostenermittlung integriert werden kann, hängt vom Einzelfall ab.

Produkte des IT-Bereiches

Ja, auch im IT-Bereich werden Produkte gefertigt. Wir kennen sie als „Software“. Geht es um die Hardware, befinden wir uns im regulären Fertigungsprozess. Die Software aber wird eher als geistiges Gut beschrieben. Deshalb gibt es auch das Copyright.

Wie aber können bei diesen Gütern die Fertigungskosten berechnet werden? Dies ist natürlich eine nicht wirklich leichte Fragestellung. Abhängig davon, wieviele IT-Entwickler an dem Projekt arbeiten, ist zum einen die Größe des zu erwartenden Programms und natürlich der Schwierigkeitsgrad, den die Programmierung selbst darstellt. Oftmals ist es unerlässlich, für gute Anwenderprogramme im Team zu arbeiten. Hierbei gibt es mehrere Funktionskreise, die zu beachten sind, um zu einem geeigneten Produkt zu kommen:

  • Um welche Art von IT-Programm handelt es sich?
  • Welchen Umfang soll das Projekt annehmen?
  • Welche Zeitspanne steht für die Fertigung zur Verfügung?
  • Welche Skills haben die zur Verfügung stehenden Mitarbeiter?
  • Wie viele Mitarbeiter können für den gesamten Fertigungsvertrag bzw. die volle Zeitspanne für diesen Auftrag freigestellt werden?
  • Welches Budget steht dem Kunden zur Verfügung, um all seine Vorstellungen vollständig im vorgegebenen Zeitraum umzusetzen?
  • Und vermutlich noch diverse andere Fragen, die wiederum vom Projekt abhängig sind.

Fazit

Die Fertigungswirtschaft ist ein vielarmiges Gebilde, bei dem bereits das Wegbrechen eines kleinen Armes zu einem Stillstand oder einem Zusammenbruch des Fertigungsvertrages führen kann. Viele Komponenten sind zu beachten, um die Fertigungswirtschaft am Laufen zu halten. Wer einfach nur auf die Maschinen und die menschliche Arbeitskraft schaut, ist nicht nur kurzsichtig, sondern auch kurzweilig am Werk. Das korrekte Betreiben der Fertigungswirtschaft bzw. eines Fertigungsbetriebes ist wortwörtlich eine Wissenschaft für sich.

Nein, um einen Fertigungsbetrieb erfolgreich am Laufen zu halten, muss man nicht selber Betriebswirtschaftslehre studiert haben. Aber es ist sinnvoll, sich von Menschen unterstützen zu lassen, die dieses Genre beherrschen: Geschäftsführer, Buchhalter / Personalbuchhalter / Steuerberater und gute Vorarbeiter.

Wer weiß, wo man nachschlagen muss oder wer einem dabei helfen kann, der hat sein Ziel schon zur Hälfte erreicht. Die andere Hälfte muss er aus eigener Kraft bewältigen.